„Mein lieber General von Wolffersdorf . . ."

 

Im Jahre 1742 vergibt König Friedrich II. der Große von Preußen, genannt der "Alte Fritz", das Privileg für die Altenaer Zöger (Drahtzieher), daß sie nicht zum Wehrdienst herangezogen werden.
Als 1770 der Generalleutnant Karl Friedrich von Wolffersdorf, der Kommandeur des preußischen Infanterieregiments in Hamm, die Örtlichkeiten in Südwestfalen erkundet und von Hamm nach Altena reitet, findet er dort große kräftige Männer vor, die auf den Rollen den Draht ziehen.
Wolffersdorf erkennt in den geschwärzten Gesichtern mutig blitzende Augen, und er läßt die Worte fallen: "Schöne kräftige Leute! Schade, daß sie nicht Soldat sind."

von Wolffersdorf
von Wolffersdorf

Diese Worte dringen auch bis zu den Altenaern vor und das Gerücht nimmt den Umlauf, daß Wolffersdorf gewaltsam Soldaten in Altena zum Militär zwingen wolle.
Im Handumdrehen wird ein Plan geschmiedet, wie man sich dem Generalleutnant widersetzen will.
Und tatsächlich kommt er mit seiner Leibkompanie über den Wixberg und will zum Iserlohner Tor in die Stadt einrücken, um die Aushebung vorzunehmen.
Aber die kräftigen Altenaer Drahtzieher haben keine Angst; als sie die Soldaten von den Höhen herabkommen sehen, besetzen sie das Iserlohner Tor, die engste Stelle auf dem Wege, den Wolffersdorf nehmen muß. Alle Glocken der Stadt läuten Sturm, und von allen Seiten kommen die Zöger herbeigelaufen mit glühenden Stangen, die sie den Soldaten entgegenhalten; die Älteren, die nicht mehr kämpfen können, bringen immer neue glühende Eisen heran, die Frauen gießen siedendes Wasser von den Dächern auf die Köpfe der Truppen.

Die Soldaten haben die Gewehre nicht scharf geladen, denn mit diesem Widerstand haben sie nicht gerechnet.
Nach 2 Stunden Kampf, der auf beiden Seiten Verwundete kostet, muß der Generalleutnant Wolffersdorff unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Der Bürgermeister von Altena zeigt diesen ungeheuerlichen Vorgang dem König an, der darauf zwar keinen Bescheid erteilt, aber gegen Wolffersdorf folgende Kabinetts-Order erläßt:

 
„Mein lieber General von Wolffersdorf!
Es ist speziell angezeigt worden, welche Disturbationen Er in dem Städtchen Altena in der Grafschaft Mark
gemacht hat. In Erwägung seiner sonstigen Meriten will ich diese mauvaise Geschichte für diesmal
pardonnieren, werde ihn aber nach Spandau schicken; wenn er je eine ähnliche Abnormität sich sollte zu
Schulden kommen lassen.
Sans-Souci, den 11. August 1770.
Friedrich."

 

Diese Begebenheit verdeutlicht, wie wichtig die Drahtindustrie in Altena war und genommen wurde.

 

 

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