Alte westfälische Flurbezeichnungen

Wie selbstverständlich gehen die uralten Straßen- und Flurbezeichnungen über unsere Lippen: "Neuenrade", " Werdohl", "Auf dem Loh", "Im Siepen" . . .

Nur Wenige machen sich Gedanken um die Herkunft dieser Wörter, die zum Teil aus dem plattdeutschen, zum Teil aus dem althochdeutschen Sprachgebrauch stammen.

Gelegentlich wird aber doch über dieses Thema gefachsimpelt, und das Ergebnis ist oft sehr amüsant. 

Denkt man bei dem Wort "Lampfert" nicht zuerst an ein Lamm und ein Pferd?

Wer rechnet hierbei schon mit einer Lautverschiebung aus dem Wort "Landwehr"?


Hier soll versucht werden, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Da ich aber niemanden gefunden habe, der vor vielen hundert Jahren diese Flurbezeichnungen miterfunden hat, erhebt diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und vollkommene Korrektheit.

Bezeichnung Erklärung
Ahe, Aha Fluß, Wasser
Anschlag Schlagbaum, Zollstelle
Bauck- Buchen-

Becke, Bicke,

Bieke (sprich: Biäke)

Bach
-pert, -bert, -berg sh. Bracht
Bleck, Blech

Urbares Stück Land in einem Gebüsch

oder Wald; Viehwiese

Born

Quelle

Bracht

Brache, unbestelltes Land, Ödland

brandig

brennend, als Hinweis auf Köhlerei oder

Kalkbrennerei (Brandenberg, Brandige Kopf)

Brauck

sh. Bruch

Bredde

Breites Gelände

Brink

(Gras-)Hügel, Sumpfgebiet, Quellgebiet

Bruch

Sumpfland, häufig überschwemmtes Gebiet

an einem Flußlauf; Gelände am Wasser, mit

Bäumen und Sträuchern

Busch

Wäldchen

Dahl

Tal, Niederung, Tiefe

Egge

Kante, Spitze, Ecke, Winkel, Anhöhe

Ehl

sh. Ohl

Eick-, Eicken

Eichen

Ey

Wasser, Strom, Strömung;

wasserreiches Wiesenland (Aue)

Fuel, Vuel (sprich: Fuäl)

Vogel (Bsp.: Fuelbecke bei Altena)

fuul, fuhl, Ful-

Hinweis auf Gewässer mit fauligem Wasser

oder auf feuchtes, morastiges Flurstück

Gehegde

sh. Haag

Gotte

Gosse, Wasserrinne

Gunst

gehört zum Verb günnen, gönnen,

gestatten, gewähren, erlauben;

"Gunst" ist ein Weg, dessen Benutzung erlaubt

ist, "Mißgunst" ein Weg, der nicht öffentlich benutzt werden darf

Halle, Helle

Abhang, Halde

Haag, Hag, Hagen

Eingefriedetes Land; (Grenz-)Hecke z.B. auf

einer Landwehr

Hahn, Haan

sh. Haag

Hahnenbäuken

Buchenwäldchen

Hart, Hardt

Waldhöhe, Bergwald

-hausen; -sen

Haus, Häuser, Siedlung, Ortschaft, Dorf

-hege, -hegde

sh. Haag

Hegenscheid

Waldgrenze

Helle

sh. Halle

Hohl(e), Holl

Schlucht, Hohlweg

Holt

Gehölz, Wald, Holz

Horst

Gestrüpp, Unterholz

Hude

Der Gemeinschaft gehörendes Weideland

Kamp

Durch Rodung gewonnenes, eingefriedetes

Land; Feld

Kaule

Kuhle, Grube, Mulde, Senke

Kluse

Klause, Kapelle

Knapp

Hügel, Erhöhung, Berghang

Lampfer, Lampfert

Landwehr; zur Verteidigung oder Abgrenzung

aufgeschütteter, mit Hecken bepflanzter Erdwall

Lei(e), Ley

(Schiefer-)Felsen

let, lit, lyt, leyt

Steiler Abhang

Loh

Waldstück, Weidewald (Hudewald);

niedriger Eichenwald

Mark

Abgegrenztes Landteil; Bezirk als

gemeinschaftliches Eigentum einer Gemeinde;

Feld- oder Dorfmark

-mecke, -micke

sh. Becke

-mert, -mart

sh. Bracht

Nocken

mit niedrigem Wald bestandener Bergrücken

Ohl, Aul

Sumpfgebiet an einem Gewässer; Naßwiese

Pad

Pfad, Feldweg

Paul

Sumpf; Vertiefung, in der sich Wasser gesammelt

hat

Placken, Plecken

(Garten- / Feld-)Stück

Pracht, Prag

sh. Bracht

Pütt, Pütte

(Erz- / Kohlen-)Grube; Brunnen

Rigge, Riege

Reihe, Ordnung; Häuserreihe;

Seite einer Straße

Richt-

Richtweg, Richtpfad; der richtige oder gerade

Weg; der kürzeste Weg

-rode; Rott, Rade, Rath

Rodung; urbar gemachtes Land

-scheid

Wasserscheide, Grenze

Schlacht

Obergraben für die Wasserführung auf ein 

Wasserrad; ungeregeltes Wehr im Fluß,

Grundbaum / Fachbaum

-schlade, -schladt

Feuchtland

Schlag

Ackerschlag; Anteil an der Feldmark

Schlander

Steiler Waldweg

Schlede, Schledde

Abhang

Siepen

Rinnsal; träger Bach; Bachaue

Sperbrink

Leicht ansteigendes Feld

Springen, Spring

Quelle; Quellfluß; fließender Brunnen

Steinert

Steiniges Land

Sunder, Sundern, Sondern

Aus der Markgenossenschaft ausgesondertes,

dem Territorialherren persönlich zur Verfügung

stehendes Stück Wald oder Land

-stück

Teil eines Ackers oder Feldes

Totschlag

"Toslag"; Teil der Flur, der "zugeschlagen" wurde,

d.h. einen Zaun als Zeichen des Privateigentums

erhalten hat; jede Art privat genutzten Geländes,

sofern es nur aus Gemeinschaftsland abgetrennt 

war

Waldemey

Wüstenei; unfruchtbares Land im

Gemeinschaftsbesitz; Wildnis

Wall

Befestigung; Hügel; fester Weg

-wei, -wey

Weide

Werd-, Werder, -werth

Insel im Fluß; Geländeerhebung im

Feuchtgebiet

Wisch, Wiesche

Wiese

Winkel

Eckstück; abseits gelegenes Land

Woeste, Wuist, Wurst

Wüstung, wüstes Landstück

Zweifelmut

Mutung (Antrag auf Grabung nach Eisenerzen), die nicht den erwarteten Erfolg verspricht

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